Warum ich auf deiner Abschiedsfeier sprechen möchte

Tod und der "richtige" Abschied von geliebten Menschen sind Themen, die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigen. Als ich zehn war, starb meine Urgroßmutter, und ich durfte als Kind nicht mit zur Beisetzung. Da es eine Seebestattung war, gab es hinterher auch kein Grab oder eine andere Stelle, an die ich hätte gehen können, um mich zu verabschieden. Schon damals spürte ich sehr deutlich, dass hier etwas fehlt, aber die Erwachsenen um mich herum nahmen das gar nicht wahr. Ich spazierte viel auf Friedhöfen herum und stellte mir vor, ich hätte die Menschen auf den Grabsteinen gekannt, und legte Blumen auf die Gräber.

Die Faszination mit Tod und Trauer blieb, und als ich mich dann an der Uni intensiv mit der Geschichte unserer Trauer- und Begräbniskultur beschäftigt habe, wurde mir klar, warum da diese Leerstelle war und ist: wir behandeln den Tod nicht als Teil des Lebens. Das Sterben soll möglichst versteckt geschehen, Trauer ist mit Scham behaftet, Kreativität und Lebendigkeit haben keinen Raum. Und seit preußischen Zeiten hat sich nicht viel geändert, weder an den Gesetzen, noch an den Traditionen.

Eine ganze Reihe von Todesfällen in meinem nächsten Umfeld innerhalb relativ kurzer Zeit bestätigte mir diese Erkenntnis. Ich konnte aber auch eine sehr wertvolle Erfahrung machen:

Es geht auch anders. Es gibt Menschen, die uns Trauernde gut begleiten, die uns Wege aufzeigen und das möglich machen, was uns gut tut. Und damit das Leben zurück holen in diese Zeit des Abschieds und der Trauer. Da darf auch gelacht werden ob der Absurdität unserer Endlichkeit, oder weil man sich während der Trauerrede noch einmal an lustige gemeinsame Geschichten erinnert. Und da darf geweint werden, und man darf sich Zeit nehmen für den Abschied. Und man darf auch selber machen: die Urne tragen, etwas sagen, singen, oder auch einfach nur entscheiden wie die Abschiedsfeier gestaltet sein soll.
 

Dann habe ich zwei mir sehr liebe Menschen beim Sterben begleitet. Begleiten dürfen. Diese Erfahrung war herausfordernd, hat mir aber noch einmal deutlich gezeigt, dass das Leben im Sterben immer wieder aufleuchtet. Und wie tröstend und hilfreich es für alle Beteiligten sein kann, aktiv mit der Situation umzugehen und den Tod und den Abschied als Teil des Lebens zu begreifen, den wir auch gestalten können. 

Zum Glück ändern sich die Dinge so langsam, und immer mehr Bestatter:innen gehen zu einem individuelleren Umgang mit Verstorbenen und Zugehörigen über. Und so habe ich mich eines Tages entschieden, der Bildungspolitik, in der ich 12 Jahre gearbeitet habe, den Rücken zu kehren und anstatt Kampfreden auf Demos zu halten, liebevolle Geschichten über Verstorbene zu erzählen.

Außerdem bin ich seit Dezember 2022 als Bestatterin und glücklicher Teil von Magnolia Bestattungen.
Als Rednerin arbeite ich gern auch mit jedem anderen Bestattungsunternehmen zusammen. Gerne übernehme ich aber natürlich auch alles Weitere!

 

Nimm Kontakt zu mir auf!

© Sarah Sjögren. Alle Rechte vorbehalten.